Orgelfahrt mit Simon Hebeisen und Martin Heini vom 18. Juni 2024

Morgens um sieben sind schon alle anwesend, der Gössi Car füllt sich bis auf den letzten Platz! Unser Präsident Joseph Hofstetter freut sich über die vielen Anmeldungen, wie letztes Jahr geht es sommerlich bekleidet auf den Tagesausflug. Fischingen im Tannenzapfenland erreichen wir gegen halb zehn, die Klosteranlage macht einen sehr gepflegten Eindruck. Im Gartenrestaurant geniessen wir einen Kaffee mit Gipfel und freuen uns, die nächsten Stunden in dieser schönen Umgebung zu verbringen. Nach Programm wechseln wir vom lauschigen Garten in die eindrucksvolle Kirche. Dafür nehmen wir den Weg durch breite und hohe Klostergänge und Treppenhäuser, bevor wir im Psallierchor ankommen.

Das prächtige Chorgestühl lädt uns zum Sitzen ein bevor Simon Hebeisen mit der Einführung startet. Die Barockorgel nimmt die ganze Breite der Kirche ein. Im Jahre 1763 von Aichgasser gebaut, ist nur noch die Hülle echt original. In den 50er Jahren erhielt die Firma Gasser den Auftrag, die Barockorgel mit dem imposanten Prospekt auf drei Teile zu erweitern. Der Spieltisch der Orgel ist schlicht gehalten und entspricht dem Zeitgeist der Renovation. Martin spielt uns von Johann Sebastian Bach das Präludium in C, ein bekanntes Stück komponiert im Jahr 1750. Nun folgt etwas Musiktheorie, spannend umgesetzt in die Praxis.
Die Tonleiter „ Jungi Schwän und Äntli“ kennen alle… Dreiklänge aus den Tonfolgen sind hörbar, wechseln in Moll und landen wieder im C. Dem Stück von Georg Böhm aus dem Spätbarock, hören wir aufmerksam zu und versuchen die Grundmelodie herauszuhören. Das nächste Stück führt zurück ins 16. Jahrhundert, Girolamo Frescobaldi komponierte „Cappriccio sopra“ zu LA SOL FA RE MI, dazu gibt es für alle Kopien und Martin ermuntert uns, bei seinem Spiel die Melodie herauszuhören. Seite um Seite wird geblättert, spannend wie immer mehr Variationen vom Komponisten einbezogen wurden. Wir wechseln die Treppe herunter in die Unterkirche, wo die fünfregistrige Prozessionsorgel von 1727 steht. Auch da gibt es eine kleine Einführung von Martin und Simon.

Die Zeit drängt schon etwas, um 11.30 Uhr geht’s in zwei Gruppen auf die Klosterführung. Die Kirche ist sehr geschmackvoll restauriert ohne Überladen zu wirken. Geschickt wurde die Barockkirche allmählich erweitert und den neuen Verhältnissen angepasst.  Fischingen ist ein kunsthistorischer Bau von überregionaler, schweizerischer Bedeutung. In der Kirche mit Iddakapelle und Kirchturm sind sämtliche barocken Stilrichtungen zu finden: Vom Frühbarock im Kirchenschiff, reifem Hochbarock in der Iddakapelle, prachtvollen Rokoko-Dekorationen im Oberen Chor und den Konventsgebäuden bis zum Übergang in den Klassizismus im Unteren Chor der Kirche. Der Verein Barockkirche Fischingen unterhält die Kirche und Iddakapelle und fördert Veranstaltungen wie Kultur im Kloster.

In Fischingen gibt es nur noch wenige Patres, die nun als Mieter hier leben. Wir können kurz in die geschmackvoll renovierten Hotelzimmer schauen - eine moderne Dusche gehört dazu sowie W-Lan, aber kein TV. Die Gebäulichkeiten werden als lebendiges Kloster und gleich-zeitig offenes Hotel sowie Seminar und Tagungshotel genutzt. In kurzer Zeit erfahren wir so Interessantes und staunen über die schönen Räume. Unser Führer und unsere Führerin hätten noch viel mehr zu erklären und zeigen. Es ist bereits Mittag und im Innenhof geniessen wir ein feines Essen und der eine oder andere trinkt ein Klosterbier.

Punkt zwei Uhr geht die Fahrt weiter nach St. Gallen, die Temperaturen sind schon beachtlich, der Sommer hat sich zurückgemeldet. In der Laurenzenkirche empfängt uns Herr Bernhard Ruchti, der Organist dieser beeindruckenden reformierten Kirche. Nach einer Einführung und der Toccata G-Dur von Buxtehude durch Herrn Ruchti folgt eine eindrück-liche Demonstration in Theorie und Praxis durch den Organisten und Simon Hebeisen.

Alle 25-30 Jahre wird eine Orgel revidiert, dh. alle Pfeifen werden herausgenommen  und geputzt. Es wurde entschieden die Kuhn-Orgel zu lassen aber zu erweitern und zu ergänzen. Die Windversorgung war schwach und so wurde eine „neue Lunge“ und sowie eine Erweiterung der Registerfarben geplant. Als Orgelbauer wurde die Firma Goll verpflichtet. Seitlich plante und konstruierte die renommierte Firma  zwei ergänzende Orgeln, auf der Südempore Flötenregister (rotes Gehäuse) und auf der Nordempore Streichregister (blaues Gehäuse). Die Prinzipale hinten wurden hängend konstruiert und erforderten eine Verstärkung mit Trägern. Zum besseren Verständnis erhalten wir einen Plan der Surround-Orgel, wie sie nun genannt wird. Vom Spieltisch aus können alle Orgeln einzeln oder eben auch gemeinsam gespielt werden, so entsteht der Rundumklang.

Zum Abschluss demonstriert der Organist sein Können und spielt ein Orgelkonzert,  eindrücklich erleben wir die Klangvielfalt der Surroundorgel – nun auch mit etwas Hintergrundwissen. Die 2 ½ Stunden gehen schnell vorbei und ganz erfüllt von diesem Nachmittag geniessen wir noch einen Moment in der Altstadt von St. Gallen. Wie praktisch, Konditorei und Cafes gibt’s in unmittelbarer Nähe. Der Gössi Car hält in der Nähe und glücklich und zufrieden machen wir uns auf den Heimweg. Die Fahrt über Ricken und Hirzel  hat zwei Vorteile, eine entspannte Fahrt übers Land und die Umgehung der Staus. Wir verabschieden uns vom Chauffeur und unsern treuen Begleitern, es war ein abwechslungs-reicher Tag in Gesellschaft der Mitglieder des Vereins Musik zu St. Katharina. Wir freuen uns schon wieder auf die nächste Orgelfahrt.

Christina Kleeb                                                      Fotos Beatrice Buholzer u. Katharina Spiller

PS: Es  gibt ein Buch mit eindrucksvollen Bildern zum Einbau der Orgeln, Interessierte melden sich bei Martin Heini

Fotos Kloster Fischingen und St. Laurenzenkirche St. Gallen